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Presse


Und das stand in der Zeitung über uns:

Nach einigen turbulenten Jahren, in denen sie trotz kleinerer Schwierigkeiten immer "voll da" waren, melden sich TRENDSCHOCK mit ihrem zweiten Longplayer "Phönix aus der Asche" eindrucksvoll zurück. Der Titel passt natürlich wie die Faust aufs Auge, denn TRENDSCHOCK, die sich als BRAINWALK ab 1993 einen sehr guten Ruf in der lokalen, oberbayrischen Musikszene erarbeiteten, mussten aus rechtlichen Gründen 2006 ihren Bandnamen ändern, was natürlich weh tat.

Die "Gehirnspaziergänger" hatten sich mit der ersten CD "Kranke Gedanken" und der Nachfolge-EP "Gen Himmel" lokal innerhalb kürzester Zeit fast wo etwas wie Kultstatuts erspielt. Songs wie Noch nicht dazu bereit und Fang zu leben an sind aus dem Live-Repertoire nicht mehr wegzudenken. Wer auf ihre Konzerte geht hat garantiert jede Menge Spaß und gute Mucke um die Ohren - egal unter welchem Bandnamen.

Und deshalb: Ein echter Rocker lässt sich nicht unterkriegen und unter dem Etikett TRENDSCHOCK geht die Chose nun also wieder erfolgreich weiter. Mit Horst Huber als starkem Mann am Viersaiter kehrte nach einigen Turbulenzen auch an dieser Stelle der Phönixlandebahn wieder Ruhe ein und die Band widmete sich mit Elan dem Schreiben neuer Songs.

Ein paar bemerkenswerte Dinge zeichnen die "Lieder" der Trendschocker aus [man beachte die Anführungszeichen! Red.]: Egal ob Ballade oder fetter Rocker - die Songs sind NIEMALS langweilig - und die Texte sind meist nachdenklich und sensibel angelegt, ohne depressiv zu sein. Denn "die Hoffnung stirbt zuletzt und es gibt immer einen Ausweg" bzw. "man(n)" lässt sich nicht unterkriegen. Gerade auch die bisweilen kryptischen Formulierungen lassen mit Absicht viel Freiraum für eigene Interpretationen, Stationen und Äußerungen, Gedanken und Lebenslagen in denen man sich oft genug selbst wieder finden kann. Das Déjà-vu: "Hey, sowas kenne ich doch auch!"

So etwa bei Ich lecke meine Wunden und Wenn der Schmerz vergeht. Wer kennt das nicht, verletzt zu werden, wie, warum und von wem auch immer. Oder die Suche nach dem Sinn des Lebens, dem Nachjagen hinter einem Traum, der sich möglicherweise als Phantom entpuppt, oder man vielleicht nur einfach nicht erkennen kann, dass man bereits mittendrin steckt in der 'Göttlichkeit'. Übrigens nicht nur textmässig sondern auch musikalisch ein echtes Highlight, WEIL nämlich sehr abwechslungsreich angelegt zwischen einem leicht balladesken Refrain und der lässig zwischen den Strophen dahingaloppierenden Schlagzeug-Gitarren-Kombination, die an BOSS HOSS erinnert.

Einen Riesencoup haben die Garchinger mit Die Kelten gelandet, dem offiziellen Song der Eishockeymannschaft des SVG Burgkirchen a. d. Alz "Die Kelten" [derzeit immerhin Tabellenführer der 5. Liga in Bayern]. Der Titelsong des "Phönix" kommt etwas roh und trotzig, in Punkattitüde, nach dem Motto: "Ihr unterkriegt mich nicht!" [das ist aber nicht Schönsprech; Red.]. Martin "Ranzl" Ranzinger gibt sich hier als rotziger Gröler und kreischt seinen Frust ins Mikro. Passt natürlich bestens zum Song, aber weitaus besser ist er, wenn er so klar singt wie auf Erinnerung und Augenblick und einem dann auch der gerne mal zitierte Vergleich mit Mike Patton (FAITH NO MORE) wieder in den Sinn kommt.

Der "Phönix aus der Asche" verfügt über so ziemlich alles zwischen Ballade und knallhartem Rotzrocker, der auch den härtesten Punk in Ekstase versetzen dürfte. Ausgezeichneter Gesang, gute Texte, straightes Schlagzeug, saubere Gitarrenarbeit und einen Basser, der sich gut eingelebt hat im bewährten Bandgefüge. Und zum Schluss schicken die Garchinger ihre Hörer noch auf einen schaurig-schönen Höllenflug.

Fazit: Hat aus bekannten Gründen leider ein Weilchen gedauert zum zweiten "echten" Longplayer, aber es war die Wartezeit wert - Niveau gehalten - weitermachen!

Maria 'Jamina' Ortner, (Artikelliste), 06.02.

BRAINWALK – Gen Himmel (VÖ 19.02.2005)

(Brainwalk/Eigenvertrieb)

Endlich gibt es mal wieder ein Lebenszeichen von BRAINWALK, der sympathischen Truppe aus Garching an der Alz. Von ihrer CD „Kranke Gedanken“ her bestens im Hause Vollmer bekannt, rotiert seit ein paar Tagen die neue, 29minütige Scheibe „Gen Himmel“ im heimischen Player. Was schon nach der ersten Einfuhr auffällt – der Sound auf der neuen Silberscheibe ist um einiges fetter und knallt gut aus den Boxen. Stilistisch haben sich die 5 Burschen so langsam aber sicher freigeschwommen und präsentieren auf „Gen Himmel“ eine groovige („Fang zu leben an“) und hart rockende Melange („Erdinger“) aus 70er Hardrock, Deutschrock und Rock’n’Roll. Das beinhaltet jetzt dreimal die Vokabel „ROCK“ – und das kann man für BRAINWALK einfach als Beschreibung stehen lassen. Doch die Burschen nehmen das nur als Oberbegriff, verharren nicht in starren Schemata, und scheuen sich auch nicht, eine dramatische Halbballade einzubauen („Dass es Dich gibt“). „Gen Himmel“ ist direkter und wirkt härter als „Kranke Gedanken“ – die Band hat das überflüssige Fett in den Nummern einfach ausgelassen und präsentiert sich 2005 direkter denn je. Während sich beim Vorgänger noch einige Nummern im Aufbau und von den Riffs her ähnelten, besitzt bei „Gen Himmel“ jeder Song seinen eigenen Charakter und so hat das halbe Dutzend Nummern von erwähnter Halbballade (Hammer-Song!!) bis zum flotten „Gen Himmel“ über das rock’n’rollige „Erdinger“ bis zum schleppenden „Wo der Teufel wohnt“ alles am Start, was das Herz (ob tätowiert oder nicht, ob vor Piercings starrend oder net – scheißegal) begehrt und abwechselt.

Größter Vorteil und gleichzeitig größtes Manko ist – so paradox es klingen und so ungern es der Gute hören mag – Sänger Martin „Ranzl“ Ranzinger. Er gehört schon von Haus aus zu den am saubersten phrasierenden Shoutern unter der Rock-Sonne, aber auf „Gen Himmel“ haut er einen nach dem anderen raus. Auf der neuen Scheibe variiert er die Gesangslinien durchgehend abgedreht und mutig wie bei „Nichts ist unendlich“ (auf „Kranke Gedanken“ vertreten). Man braucht eine Weile, um sich an den (neuen alten) Stil zu gewöhnen, doch irgendwann klickt es und man merkt, dass das einfach so sein muss, so wie auch ein Mike Patton (u.a. einst Faith No More) mit seiner Stimme spielte. Ich muss zugeben, dass ich einige Durchläufe mit „Gen Himmel“ brauchte, aber dann gehen Nummern wie erwähntes „Dass es Dich gibt“ einfach nicht mehr aus dem Hirn und die Vocallines machen Sinn.

Die komplette BRAINWALK-Mannschaft präsentiert sich bei „Gen Himmel“ knackig und taktsicher und ich hoffe, dass alle Fans die Geduld aufbringen, sich intensiv mit der Scheibe zu beschäftigen. „Gen Himmel“ ist kein Abklatsch von „Kranke Gedanken“, sondern eine Weiterentwicklung, die zeigt, dass auch Rock-Musiker erwachsen und dennoch nicht scheintot wirken können.

Oliver Vollmer

BRAINWALK – Bräu in Garching an der Alz, 19.02.2005

BRAINWALK um den Bright Eyes-Stammtätowierer Ranzl hatten zur großen „Gen Himmel“-Release-Party in den Bräu nach Garching a.d.Alz eingeladen und rund 150 bis 200 Banger, Rocker und Musikbegeisterte waren der Einladung gefolgt, auch wenn die Anreise durch Bayerisch-Sibirien bei Schneefall, Nebel und Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt nicht gerade angenehm war. Aber was nimmt man für guten Rock’n’Roll nicht alles auf sich!?

Vor dem eigentlichen Auftritt der 5 Burschen wurden die Anwesenden durch eine Truppe unterhalten, die neben der Jonglage mit brennenden Seilen und Sticks auch Feuer schluckte und dem staunenden Publikum manchen Beifall entlockte. Viertel nach Zehn war es dann in dem gut gefüllten Saal soweit – die schmuck in Anzüge gekleideten 5 BRAINWALK’ler – auch einige der engsten Freunde hatten sich in Schale geworfen – um Fronttier Ranzl legten fulminant mit „Noch nicht dazu bereit“ los. Das Publikum war alles andere als noch nicht bereit und unterstützte die motivierte und engagierte Band vom ersten Moment an. Die Musiker dankte es mit ungebremster Spielfreude, speziell der neue Basser „Hias“ ist eine wahre Augenweide, dem man den Spaß echt abnimmt. Sein funkiges, teilweise an Flea von den Red Hot Chili Peppers erinnerndes, Bassspiel bildet ein groovendes Fundament für die fette Rhythmus-Klampfe und die traumhaft sicheren und ausgefeilten Leads von Gitarrist Mourad, der ein ums andere Mal völlig in sein Spiel versunken solierte und sich ab und zu ein schüchternes Lächeln erlaubte. Schlagzeuger Bertl legte einen simpel erscheinenden aber effektiven Beat unter den relativ leisen aber sauberen Sound, auf dem sich die Mitmusiker austoben konnten, Shouter Ranzl allen voran.

Obwohl er meinte, stimmlich angegriffen zu sein, lieferte eine einen guten Job ab und sang sauber und akzentuiert wie gewohnt. Die neuen Nummern, auf Konserve gerade wegen des Gesangs zuerst sperrig wirkenden Nummern wie „Erdinger“, „Gen Himmel“, „Gerecht zum Tode“, „Fang zu leben an“ und „Dass es dich gibt“ zündeten auf Anhieb und wurden von den mitgehenden Supportern wie die alten Bekannten „So wie es ist“, „Scheiß egal“, „Brainwalk“, „Noch nicht dazu bereit“, „Wer weiß denn schon was…“ oder „Mein Freund die Nacht“ abgefeiert. Selbst der unbekannte Rollstuhlfahrer, der in der ersten Reihe (!) abbangte, flippte völlig aus. Allerdings schlief er gegen Ende des Sets den Schlaf des gerecht Besoffenen… Das lag aber garantiert nicht an der superben Mannschaftsleistung oder den eingebauten Jokes, als ein Kumpel der Band zwischen zwei Songs einen Witz erzählen durfte oder als Ranzl über die Anlage ein Radler für Mourad bestellte. Nach 11 Nummern sollte eigentlich mit „Brainwalk“ Schluss sein, aber die Menge wollte und bekam „Gen Himmel“ nochmals in die Lauscher gepustet, bevor das stürmisch (!!) geforderte „Stachelschwein“ (ein Stück von Fredl Fesl, das metallisch eingehärtnert wurde) einen mehr als kurzweiligen Set nach rund eineinviertel Stunden beendete. Für 5 € - inkl. der neuen CD „Gen Himmel“ – value for money und ein Beweis, dass auch der Underground viele Perlen bereithält! Sollten BRAINWALK auch in eurer Nähe oder Ferne spielen, lasst euch den soliden und ehrlichen Rock(’n’Roll) nicht entgehen. Die früheren Deutschrock-Wurzeln, geschweige denn irgendwelche Onkelz-Anleihen, wie manche festzustellen glaubten, haben BRAINWALK abgelegt.

Oliver Vollmer

BRAINWALK – Kranke Gedanken

(Eigenproduktion)

Ich hab’s jahrelang versucht, der Deutschrock und ich haben einfach nicht zueinander gefunden. Umso schöner, wenn es doch mal eine einheimische Band schafft, mich zu begeistern. BRAINWALK aus Garching/Alz im Landkreis Altötting rotzen unverfroren frech 70er Rock aus ihren Äxten, Sänger Ranzl schwebt mit seiner fiesen aber dennoch angenehmen (und äußerst cleanen) Stimme über den frischen Songs und die Rhythmussektion liefert durchgehend ordentlich Schub von hinten. Stilistische Vergleiche mit bekannten Bands fallen unheimlich schwer, da sich der Fünfer irgendwie eine eigene Nische geschaffen hat, die mal an POLICE, manchmal an uralte SAXON, hin und wieder an antike SCORPIONS und teilweise an PROLLHEAD denken lässt. Die Besonderheit bei BRAINWALK liegt darin, dass ihre Kompositionen zwar einfach sind, somit verdammt schnell reingehen, trotzdem nie ihren Reiz verlieren, nie langweilig werden. „Kranke Gedanken“ ist ein echter Fulltimer mit knapp 50 Minuten (+ Video-Clip), für Underground-Verhältnisse extrem gut produziert und schön aufgemacht (einzig die Musiker hätte man im Booklet nennen können). Informiert Euch unbedingt bei Armin Nachlinger, Marienstraße 3, 84518 Garching/Alz, Tel: 08634/984753 (er ist nett, keine Sorge) oder auf der schnuckeligen Page (www.brainwalk.de).

Bernd Joachim 11 von 13 Augen

Entsprechend ausgelassen und nicht etwa nervös tummelten sich 4/5 der Band mit mir im Spielkasino, dem (bis dahin) einzig ruhigen Ort im Musikpalast. Nachdem auch Gitarrist Mourad endlich bereit war, sich also mit einem üppigen Teller voll Vegetarischem einfand, sollte gleich er - mit vollem Mund - Rede und Antwort stehen. Wie es ein Halb-Tunesier mit vier Urbayern denn so lange aushalten kann, wurde im feinsten bayerischen Dialekt sogleich erläutert. "Es ist dahingehend kein Problem, weil ich in Bayern geboren und aufgewachsen bin. Ich habe mit Tunesiern eigentlich gar nichts zu tun, habe aber auch nichts gegen sie. Absolut kein Problem also."

Vom Problem häufiger Line Up-Wechsel sind die fünf sympathischen Rocker auch verschont geblieben. Bis auf ein kurzes Gastspiel eines anderen Bassisten besteht die Mannschaft in dieser Form seit 1993. Die Gründungmitglieder Armin und Markus erinnerten sich an die Anfänge. "Wir haben uns einmal zum Bierkaufen zufällig an einer Tankstelle getroffen. Wir kannten uns vom Sehen, wussten bereits, dass der jeweils andere Musiker ist - ich habe den Markus einfach angesprochen. Ich habe ihm erzählt, dass ich mit Mourad schon ein paar mal gespielt habe und wir noch einen Basser bräuchten, dann wären wir nämlich schon zu dritt. Er war einverstanden, wir spielten verschiedene Sachen ein, und dann ist glücklicherweise Bertl (Schlagzeug) zu uns gestoßen."

Wie der Mann am Mikro gefunden wurde, erzählte Sänger Ranzl dann selbst. "Ich sitze so am Lagerfeuer bei einem Open Air und sage ganz beiläufig in die Runde, dass ich gerne mal in einer Band singen würde. Das hat dann ausgerechnet der Falsche gehört, der es einem anderen Kumpel erzählte und am nächsten Tag kommt mein Freund Rusterman bei mir vorbei, als ich gerade an meinem Bike herumschraube, und erzählt mir von einer Band, die mich unbedingt mal singen hören möchte. Na ja, am Anfang war das so eine Sache, weil der Markus ja eigentlich mein Feind war. Wir hatten da mal ein kleines Gezeter mit einem Mädchen aber wir kamen überein, es trotzdem miteinander zu versuchen. Mein Einstellungsgespräch hat in Armins Speicher stattgefunden, da bin ich dagesessen wie ein Lehrjunge, ich hatte nämlich noch nie in einer Band gesungen. Wir haben in unserer Anfangszeit sogar mal im Kellergewölbe der Bäckerei meiner Eltern geprobt, das war echt nicht schlecht."


Obwohl der gute Ranzl in tiefstem Oberbayerisch spricht (verschiedene Mitglieder der Redaktion bräuchten bei naturgetreuem Abdruck der Kommentare also ein Lexikon), bereitet ihm das dialektfreie und sehr cleane Singen keinerlei Probleme, das deutsche Sprechen sei da schon schwieriger. Wenn Texte einer Band in Deutsch gehalten sind, hört das Volk hierzulande gewöhnlich etwas besser hin. Bei den Texten von BRAINWALK fällt auf, dass diese vermutlich sehr durchdacht sind, sich der Sinn oftmals allerdings nur schwer erschließen lässt. Liegt das nun daran, dass Ranzl keine Lust hat, klar Stellung zu beziehen, oder daran, dass sich der Hörer ein eigenes Urteil bilden soll, oder daran, dass sich alles so am besten gereimt hat? "Meine Texte entstehen immer aus einer Lebenssituation, aus einer bestimmten Laune heraus, je nach dem, wie ich mich fühle. Ich schreibe dann diese persönlichen Dinge auf, die mich gerade beschäftigen und später füge ich Sachen hinzu, die nicht unbedingt aus meinem Leben sind. Das entschärft die Lage dann oftmals, was auch beabsichtigt ist. Die Leute, die mich kennen, und meine Texte lesen, können mir sowieso schon ins Gehirn schauen und das versuche ich dann etwas zu vermeiden. Völlig prostituieren möchte ich mich mit meinen Texten nun auch nicht gerade."

Ein heiterer Text verbirgt sich hinter "Am Tag des Herrn" (ein Typ wacht am Sonntagmorgen auf und erblickt nicht gerade eine Schönheit neben sich im Bett), der bei den BRAINWALK-Jungs heutzutage (selbst nach Auftritten) nur noch fiktiv ist: Basser Markus schläft immer aus und findet diesen Tag meist ziemlich langweilig. Je nachdem, ob seine Freundin gerade nervt oder nicht, darf sie auch da bleiben (oder auch nicht). Mourad wacht am Sonntag neben seiner Freundin auf, steht am Nachmittag wieder im Proberaum und spielt, weil ihn das inspiriert. Bei Armin dauert das Rausch-Ausschlafen nach einem Konzert lange in den Tag hinein ("kann schon mal Nachmittag werden"). Er steht meistens alleine auf, geht in den Proberaum und findet dort Mourad. Am Tag des Herrn widmet sich Ranzl heutzutage seiner Frau. Zu früheren WG-Zeiten sei es aber schon immer wieder vorkommen, dass es ziemlich wild zuging. Drummer Bertl würden Auftritte immer recht anstrengen, auch wegen dem Auf- und Abbau des Schlagzeugs, darum verläuft sein Sonntag auch immer sehr ruhig.

Bei meinem letzten Besuch eines BRAINWALK-Auftritts durfte ich miterleben, wie der Fredl Fesl-Song ´Das Stachelschwein´ ziemlich irre rübergebracht wurde. Armin konnte aufklären. "Mourad und ich haben eine Zeitlang mal einen auf Straßenmusiker gemacht und dabei u. a. diesen Song gespielt. War eine schöne Zeit, wir haben meistens sogar was verdient und ein Bier bekamen wir immer. Bei irgendeinem BRAINWALK-Auftritt brüllten dann ein paar Leute, die uns bereits als Straßenmusiker kannten, wir sollten die Nummer doch wieder auspacken. Na ja, wir haben es versucht und plötzlich setzte das Schlagzeug ein, alles wurde ziemlich hart und die Krönung war der brutale Gesang, der Metzger-Sopran eben. Der Fredl Fesl hat uns auch erlaubt, den Song zu spielen, ohne dass er dafür Tantiemen möchte."

Bis auf Bertl, dem die soziale Absicherung sehr wichtig erschien, würden alle Musiker BRAINWALK ohne zu zögern berufsmäßig betreiben. Musik hätte keiner studiert, Noten lesen könnten die meisten zwar nicht richtig, aber mit viel Anstrengung würde es zumindest Armin schaffen, vom Blatt zu spielen. Die Musik kommt in erster Linie von Mourad, er würde am meisten spielen und deshalb am öftesten mit Ideen ankommen. Auf eine echte Metal-Granate können sich die Fans übrigens auch schon freuen, die Band würde sich zukünftig auch härteren Sounds nicht verschließen. Die verschiedenen Musikgeschmäcker des Quintetts würden diesen besonderen BRAINWALK-Stil ergeben, auf den alle natürlich sehr stolz sind, aber nicht so stolz, sich augenblicklich das Bandlogo eintätowieren zu lassen (die Meinungen hierüber gingen etwas auseinander). Mit Ranzl wäre der dafür geeignete Mann aber greifbar nahe, betreibt er doch ein kleines Tattoo-Studio. Die Band blickt auf etwa 100 öffentliche Auftritte zurück, konkrete Pläne für die Zukunft gäbe es nicht, außer spielen, spielen, spielen.

Zum Schluss durfte jeder noch in einem Satz ausdrücken, was ihm BRAINWALK bedeutet. Bertl: "Ein fantastischer Zeitvertreib, der Spaß macht und den ich - solange es geht - weiter betreiben werde." Ranzl: "Freundschaft und Spaß." Armin: "Wir machen unser Ding." Mourad: "Ehrgeiz, zu fünft etwas zu schaffen." Markus alias Hetfield (bekam den Spitznamen aber nur wegen seines Äußeren, nicht wegen dem Lebenswandel des METALLICAs): "BRAINWALK ist mittlerweile ein fester Bestandteil meines Lebens - ich möchte die Leute, mit denen ich Musik mache, nicht missen."

Bernd Joachim

Long Live Rock’n’Roll

Es ist nicht ganz einfach, den Proberaum der Band BRAINWALK aus dem beschaulichen Garching a. d. Alz (Landkreis Altötting) zu finden. Ist der Herkunftsort des Fünfers noch in Straßenkarten verzeichnet, steht es da mit Dorfen/Fellnerhof schon schlechter bestellt. Für eingefleischte Heimatkundler deshalb folgender Hinweis: Irgendwo zwischen Kastl und Unterneukirchen. Äußerst hilfreich im Vorfeld des Besuchs der Bandprobe am Nachmittag (vor dem Auftritt am Abend) auch der Hinweis von Sänger Ranzl, dass die „Villa Brainwalk“ mit grünen Fensterläden geschmückt sei – aha! Entgegen sämtlichen Regeln der Logik und im vollen Bewusstsein darüber, sich nie den Pfadfindern angeschlossen zu haben, habe ich die alte Hütte dennoch gefunden, deren Fensterläden tatsächlich grün sind und bereits freudig vibrierten, als ich meine Karre im Hof abstellte. Dies war jedoch kein häuslicher Willkommensgruß im eigentlichen Sinne, vielmehr forderten der pumpende Bass von Markus und Bertls Schlagzeug-Bombardement ihren Tribut, denn wie man weiß, ist Musik im Grunde nur bewegte Luft und die muss schließlich irgendwohin entweichen.

Eine viel zu steile Treppe führt dann in die für BRAINWALK so wichtige Rückzugsstätte, die kompositorische Höhle, das immobile Dauer-Trainingslager. Unnötig zu erwähnen, dass der diesjährige Frühjahrsputz irgendwie noch nicht zustande kam und vom Aussterben bedrohte Möbelstücke eine perfekte Symbiose mit Instrumenten, Verstärkern, Kabeln, Pedalen und halbleeren Bierkästen eingingen. Jeder Möchtegern-Rockfan („Ich war auf Rock im Park, ich bin cool!“) sollte mal eine solche Örtlichkeit aufsuchen – hier entsteht Rock’n’Roll, meine Damen und Herren! Und davon gab es gleich die geballte Ladung, weil die BRAINWALK-Jungs gerade einen neuen Song probten, der sich in gewissen Passagen als ziemlich tückisch (zu Bayerisch: hinterfotzig) erwies. Richtig zufrieden war dann keiner, als der letzte Drum-Fill die Eierpappe an den Wänden noch mal in ihren Grundfesten erschüttern ließ. Von Anfeindungen oder Schuldzuweisungen aber keine Spur. Murad, das kompositorische Genie der Band, trug fundiert seine Verbesserungsvorschläge vor und nach einigen weitern Anläufen lief ‚Wo der Teufel wohnt’ (womöglich in der „Villa Brainwalk“?) dann so, dass alle zufrieden waren und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen rockten wie Hölle. Ob Murad deshalb seinen Pullover abstreifte, um sich im frisch gewaschenen und gebügelten Superman T-Shirt zu präsentieren, wird letztendlich wohl nie mehr aufzuklären sein.

Nachdem die Musiker auf die Show am Abend ausreichend vorbereitet und schon richtig heiß waren, wurde der ganze Krempel zusammengepackt, und ich muss als absoluter Anti-Selbst-Musiker zugeben, dass ich überrascht war, welch ungeheure Menge das ist. Im Grunde muss jedes Bandmitglied mit dem eigenen Auto fahren, um den Kram verstauen zu können (der Sänger vielleicht mal ausgenommen). Murads Hinweis, bei Konzerten Freibier bekommen zu können, dies aber wegen der eben aufgezeigten Notwendigkeiten nicht in Anspruch nehmen zu können, wurde mit einem gesteigerten Maß an Mitleid verstanden. Hier der Appell an alle BRAINWALK-Fans mit Enthusiasmus, Alkohol-Allergie und einem nicht ganz kleinen fahrbarem Untersatz: Driver wanted!

So nach und nach trudelten dann alle Bands in Feichten ein (ich erspare mir hier jetzt genauere geographische Ausführungen, jedenfalls wieder ein Kaff vor dem Herrn, bei dem man nicht mal richtig weiß, welche Polizei-Inspektion der drei angrenzenden Landkreise letztlich zuständig wäre, käme es zu echten Ausschreitungen). Derer sollten am Abend drei spielen und man kann sich vorstellen, wie oft die morschen Treppen beim „Alten Wirt“ ächzten, als 14 Musiker und ihre jeweiligen Gefolgschaften das ganze Equipment in den Saal im ersten Stock schleppten. Ich war an diesem Abend sehr gerne Murads Gitarren-Roadie, aber hauptberuflich möchte ich das nun nicht machen. Die alte Wirtschaft im traditionellen, urgemütlichen Stil verwandelte sich zusehends in einen Rockmusik-Schuppen und nachdem sich in der Wirtsstube die Musiker, der Tontechniker, der Lichtmann und jeder weitere zum Tross gehörende brav sein Frei-Schnitzel reingezogen hat, konnte es so ganz langsam losgehen. Die Konzert-Besucher brachen nun nicht unbedingt in Scharen in Feichten ein, dafür aber sehr beständig und am Ende konnten ca. 150 zahlende Gäste ausgemacht werden, was gar nicht übel ist. Ich habe vor einigen Jahren in München das Hammer-Package Agent Steel, Riot und Anvil gemeinsam mit etwa 50 Leuten gesehen, das aber nur am Rande.

Unter den wachsamen Augen und Ohren der regionalen Tagespresse (hiermit ein ganz lieber Gruß an die hinreißend charmante Maria vom Chiemsee) und des Bright Eyes Germany enterten KRAFTSTOFF die Bühne (die wegen einiger volkstümlicher Theaterabende beim „Alten Wirt“ aufgestellt wurde, und nur wegen der Rock-Nacht noch nicht abgebaut war). Zu KRAFTSTOFF lässt sich sagen, dass nicht unbedingt die Oktaven-Fülle, sondern vielmehr die Oktan-Zahl den Ausschlag gab. Hier wurde Hardrock gearbeitet und geschwitzt, groß ausgefeilte Kompositionen waren nicht zu vernehmen, aber das ist wohl auch gar nicht der Anspruch dieser Band aus Garching a. d. Alz, die schon seit mittlerweile fünf Jahren tönt. Die wenig anspruchsvollen Songs entwickelten durch ihr hohes Maß an Einsatz und Inbrunst auch so ihre Wirkung. Sänger Steff ist sowieso ein Wahnsinniger (er verzeihe mir bitte diese Ausdrucksweise, aber ich bin mir sicher, dass er weiß, wie ich es meine), mit Gitarrist Frolik hat man ein sowohl optisches als auch enthusiastisches Aushängeschild und ein ganz besonderes, neues Schmankerl bei KRAFTSTOFF manifestiert der neue Mann am Bass. Das ist nämlich kein anderer als der Brainwalk-Sänger Ranzl, der sich in kürzester Zeit ein enormes Können am Langeisen zu Eigen gemacht hat. Seine Begeisterung kannte schier keine Grenzen und der Doppel-Gesang zwischen ihm und Steff wertete den KRAFTSTOFF-Gig ganz gehörig auf. Besonders deutlich spürbar war das bei ‚Ratbiker’, einer sehr eigentümlichen aber über alle Maßen amüsanten Abwandlung des Johnny Cash-Klassikers ‚Ghostriders In The Sky’ (auch von den Outlaws bekannt – O.V.). Aber nicht nur in diesem Terrain fischen KRAFTSTOFF – der Fünfer verbindet verschiedenste Stile der Rockmusik zu einem energiegeladenen Gebräu: bekommt man an der Tankstelle Super, Normal und Diesel, bekommt man bei KRAFTSTOFF Böhse Onkelz, Spider Murphy Gang und Tote Hosen. Kein Motor dieser Welt läuft mit Super, Normal und Diesel gleichzeitig, die KRAFTSTOFF-Maschinerie läuft mit den aufgezeigten Bezugsbands aber wie geölt - musikalische Kolbenfresser völlig ausgeschlossen.

In dieser, zu Feichten präsentierten, Form gibt es MOSAIK noch nicht mal ein Jahr lang. Nachdem man sich eben Kraftstoff reingesaugt hatte, und man die musikalische Ausrichtung von Brainwalk ja kennt, erwartete man von dem Quartett aus Obing eigentlich eine harte Rockmusik-Keule und gut. Weit gefehlt! MOSAIK sorgten für reihenweise offene Münder mit ihren eigentlich gar nicht zum Gesamtgefüge des Abends passenden Stil. Plötzlich waren die Anhänger von progressivem Metal gefragt, und derer gab es offenkundig einige. Viel verkopfter, komplizierter und im gesamten Songaufbau anspruchsvoller als die anderen Bands, gestalteten MOSAIK ein buntes musikalisches Sound-Gebilde, das mich in seiner Intensität schlichtweg umgehauen hat. Mit technischer Raffinesse, einem enormen Potenzial an Emotionen und einer immensen technischen Gabe fackelten MOSAIK eine Rakete nach der anderen ab. Sänger/Gitarrist Brachi ging mit zunehmender Dauer des Auftritts immer mehr aus sich heraus und gestaltete sich aufgrund seines zeitweise völligen Austickens als der Musiker mit dem meisten Charisma in Feichten. Trotz des eher schwammigen Sounds und der aufs Nötigste beschränkten Lightshow fühlte man sich nicht selten wie bei einem Auftritt der ganz Großen des Genres – hier sollen vielleicht mal Pain Of Salvation oder Poverty’s No Crime als ganz vorsichtige Annäherung genannt sein. Kompositorisch: erste Sahne, musikalischer Anspruch: hoch, Form der Darbringung: exzellent. Und mit dem Wonneproppen am Schlagzeug hat man ein zusätzliches, markantes Erkennungssymbol. Tolle Band, von der man schon bald mehr erfahren wird bei Bright Eyes Germany, weil mir der Bassist die Zusendung einer Demo-Scheibe versprochen hat.

Und dann, zu vorgerückter Stunde, der Headliner BRAINWALK. Man merkte der Combo vom ersten Gitarrenschlag an, dass sie nun schon seit über zehn Jahren (in der gleichen Besetzung) miteinander gemeinsame Sache macht. Die Performance steht ganz einfach, jeder weiß, dass er von den Gitarristen Armin und Murad das volle Brett bekommt, sich die Rhythmus-Abteilung Markus und Bertl einen Wolf taktet, um Ranzl das Forum zu bieten, das er als Sänger und Führer braucht. Niemals würde er diesen Status für Zwecke der egoistischen Selbstdarstellung missbrauchen. Er atmet, blutet und lebt BRAINWALK, und das macht es immer zu einem ganz besonderen Ereignis, diese Gruppe auf der Bühne bewundern zu dürfen. Und wenn Ranzl zwischen tiefsinnigen aber trotzdem sehr einfach auf den Punkt gebrachten Texten noch die Zeit findet, sich schnell eine Zigarette zu rollen, mit den ausgelassenen Fans in der ersten Reihe zu plauschen und trotzdem eine Ergriffenheit bei seinem Singen/Fühlen an den Tag zu legen, die selbst einem seit Jahren regelmäßigen Konzertgänger wie mir eine wohlige Gänsehaut nach der nächsten beschert, können BRAINWALK so verkehrt nicht sein. Mit ‚Zum Abschied (schenke ich dir einen Strauß Gedanken von mir)’ haben die völlig auf dem Teppich gebliebenen Hardrocker aus der Nachbarschaft einen Song geschrieben, der es mit den besten Balladen auch von großen Bands in der Szene aufnehmen kann. Und so eine Nummer in einer brüchigen, alten, bayerischen Wirtschaft am Ende der Welt mit so viel Überzeugung rüber zu bringen, bedeutet für mich Rock’n’Roll. Das sind die Grundfesten, die „unsere“ Musik zu dem gemacht haben, was sie für wirklich überzeugte Rocker bedeutet, nämlich eine Art von Lebensinhalt. Natürlich spielten BRAINWALK auch geradlinige Smasher (‚Kranke Gedanken’, ‚So einfach ist es nicht’, ‚Mein Freund die Nacht’, ‚Brainwalk`), aber selbst bei diesen schwingt immer ein ganz latentes Flair von tiefen Empfindungen, von ureigensten Ängsten, vom Sinn des Lebens mit. Der Bandname BRAINWALK wurde damals vielleicht vorschnell gewählt, weil keinem der Jungs was Besseres eingefallen ist auf die Schnelle. Nach zehn Jahren ihres Wirkens und Seins, denke ich, dass dieser Bandname absolut seine Berechtigung erfahren hat und hält, was er verspricht. Danke Jungs!

Soll ich noch erwähnen, dass der Bühnenabbau und das Verstauen aller Utensilien der Musiker in die entsprechenden Vehikel mindestens genau so anstrengend war wie der Aufbau ein paar Stunden zuvor? Von vertrauenswürdigen Quellen wurde mir in diesem Zusammenhang übrigens berichtet, dass es wohl nur deshalb keine echten Groupies mehr gibt, weil Musiker dazu einfach keine Zeit mehr haben.

Ich möchte nun wirkliche keine existentielle Frage aufwerfen, und bestimmt nicht wegen Groupies, aber: Rainbow haben vor knapp 30 Jahren den Song ‚Long Live Rock’n’Roll’ geschrieben, der ja eine Art Slogan für unseren Wahnsinn ist. Er verlangt aktives Zutun - also kriecht nicht zurück in eure dunklen Höhlen. Rockfans, macht euch wieder stark für die beste Musik diese Planten! Geht wieder auf Konzerte, auch wenn sie irgendwo in der Pampa stattfinden! Selbst wenn es Feichten sein muss.

Bernd Joachim